Freitag, 18. Mai 2007

Meine Gedanken zu einer Folge die ich nicht gesehen habe

Jetzt sitze ich hier also und schreibe. Ich wollte mir keine Gedanken mehr über Grey’s machen. Über die letzten Folgen, das Finale. Aber alles was ich mache ist – nachdenken. Und es ist Mist. Ich will nicht beim Bäcker stehen und über Grey’s nachdenken. Ich will nicht einkaufen fahren und alles woran ich denke ist Grey’s. Das ist großer Mist. Natürlich hat Shonda ihr Ziel erreicht. Ihre Folge ist nachhaltig in Erinnerung geblieben. Aber nicht so wie es sein sollte. Nicht für mein Empfinden. Cliffhanger sind was Tolles. Sie wurden geschaffen, damit man auf der Couch hin und her rückt, nur um nach einer längeren Pause wieder einzuschalten. Ich weiß das. Ich bin ein TV Junkie. Ich kenne die Tricks. Aber manchmal ist es einfach genug. Wenn ich den Fernseher endgültig ausmache, nachdem das Staffelfinale rum ist, dann sollte es auch vorbei sein. Man macht in seinem Leben weiter und schaltet im Herbst seine Serie wieder ein. So habe ich das immer gemacht. Bei all meinen Lieblingsserien. Aber dieses Mal ist es einfach nur großer Mist. Ich bin müde, ich bin verärgert, ich bin depressiv. Ich hasse es. Und dabei habe ich mir die Folge noch nicht einmal angesehen. Und ich werde es auch nicht. Shonda will uns schocken? Sie will uns an die Klippe führen und erwartet, dass wir ihr vertrauen? Sie will eine Achterbahnfahrt? Ich sage dir was Shonda. Egal wie gefährlich das Hobby, wie gefährlich die Achterbahn, wie hoch die Klippe oder was auch immer wir uns antun sein mag, um Adrenalin auszuschütten. Es gibt eine Sicherheitsleine. Und die hast du uns nicht gegeben. Ich gehe nicht an deine Klippe. Ich fahre nicht mit deiner Achterbahn. Warum? Weil du uns Woche für Woche Scheiße erzählst. Und dann kommt die Gehirnwäsche für all die Fernsehsüchtigen, die tatsächlich nichts Besseres in ihrem Leben zu tun haben. Ein Serienfinale muss so sein? Falsch! Das ist kompletter Unsinn. Ein Serienfinale kann null Drama beherbergen und ich schalte trotzdem ein. Warum? Weil ich ein Jahr lang mit der besten Fernsehunterhaltung versorgt worden bin und es nicht erwarten kann, dieses sensationelle Erlebnis noch einmal zu erleben. Nur die schwachen Serien müssen dermaßen schocken, damit wenigstens ein paar davon angesprochen werden. Ich höre alle nach Beweise rufen. Und ich schreibe ER raus. Das erste Staffelfinale hatte nicht einen Schocker! Nicht einen. Carter beendete sein Praktikum, Doug verhalf Carol zum Lachen, nachdem sie vor dem Altar sitzen gelassen wurde und am Ende feierte die Notaufnahme trotzdem eine kleine Party. Carter gab seine Sachen im Krankenhaus ab und die Staffel war rum. Froh, heiter, kein Schocker. Und was ist passiert? Diese Serie wurde zur erfolgreichsten Krankenhausserie. Hat Preise gewonnen. Und trotzdem ist Drama passiert. Reden wir mal vom Töten beliebter Charaktere? ER hat es getan und trotzdem überlebt. Klar sind auch da die Quoten gesunken, aber zumindest hatte alles Hand und Fuß! Sämtliche Charakterabgänge fanden innerhalb der Staffel statt. Nie zum Ende. Grund? Ganz einfach, man muss nicht einen Schocker bringen, wenn ein Charakter/Schauspieler die Serie verlässt. Zwar gibt es auch bei ER die berühmte Ausnahme, aber genau die hatte auch gleich einen faden Beigeschmack bei den Hardcore Fans hinterlassen.

Doch zurück zu Grey’s. Shonda hat MerDer also wieder getrennt mit der Begründung, dass Merediths Leben hart ist und sie die Situation nicht anders bewältigen kann. Schön. Ich verstehe das. Dann ist für mich der Charakter Meredith Grey an einem Punkt angekommen, wo er für die Serie sinnlos ist. Entweder man baut in ihrer Storyline jetzt eine psychiatrische Behandlung ein oder es ist alles nur großer Mist. Wenn sie sich Derek nicht anvertrauen kann, weil sie nie gelernt hat wie, dann lernt sie das auch nicht einfach so in den nächsten Staffeln. Wie ich sagte. Der Charakter Meredith Grey ist jetzt ausgelutscht, weil keine Entwicklung zu erwarten ist. Wenn man nach drei Staffeln keinen Fortschritt erzielt hat, dann passiert das auch in ein paar Episoden nicht mehr. Und ich sehe es nicht ein, ständig durch noch mehr Drama daran erinnert zu werden, dass sie ein beschissenes Leben hat und hatte. Nach der letzten Episode (zumindest was ich gelesen habe) dürfte auch dem letzten Meredith Fan aufgefallen sein, dass sie dieses Leben aus freien Stücken wählt. Leider kann ich ab diesem Punkt nicht mehr mit ihr sympathisieren, denn man hat immer eine Wahl, wie man sein Leben gestaltet. Es gibt zwar hier kein richtig oder falsch, aber bei dem Charakter Meredith Grey ist jetzt einfach der Bogen überspannt worden.

Gehen wir zu dem absolut nicht vorhersehbaren (selbst ohne NE) Ende der Burktina Hochzeit. Langweilig. Die beiden hatten soviel Screentime, dass es schon fast lächerlich ist, wenn ich von manchen höre, sie hätten das nie erwartet. Wie ich schon sagte. Ich bin ein TV Junkie und ich habe auch die schlechten Serien gesehen. Manche sogar bis zum bitteren Ende und daher spüre ich wohl, dass sich so etwas ankündigt. Und diesem Fall mit IW und der ganzen Kontroverse. Selbst wenn er bleibt, war es ungeschickt, die Hochzeit auf das Staffelfinale zu legen. Denn wenn man sich in der Fernsehlandschaft nur ein klein wenig auskennt oder einfach zu viele Serien in seinem Leben gesehen hat, dann sieht man diese Anzeichen schon meilenweit im voraus kommen. Gehen wir in die 80er Jahre und schauen uns Knight Rider an. Wer die Serie kennt, der hat sich genauso wie ich die Augen aus dem Kopf geheult, wenn Michaels Frau kurz nach der Hochzeit erschossen wird. Sieht man sich die Folge heute an. Sie schreit geradezu nach Scheitern der glücklichen Beziehung. Von der ersten bis zur Sekunde, wenn es dann passiert, ist es sonnenklar, dass er nicht mit ihr glücklich sein wird. Trotzdem heule ich mir immer noch die Augen aus, wenn er sie im Arm hat. Und genauso hat Cristina meine Sympathie. Aber mein Punkt ist. Es war vorhersehbar!

Kommen wir zum Hauptproblem der Serie. Shonda will Quote machen und sie weiß wie. Man schreibe jede Episode ein Stück schlechter, weil sie weiß, dass die Leute nur aus einem Grund einschalten. Sie hoffen, dass es besser wird. Das ist jetzt mein voller Ernst! Leider fängt man immer dann an, die Episoden schlechter zu schreiben, wenn einem nichts mehr einfällt. Ich liebe es ja, wenn sie dann in ihrem Podcast und in ihrem Writers Blog anfängt über die Parallelen zu reden. YAY! Und schon kommen die Fans, die glauben, dass „Papier Schere Stein“ etwas mit den Bergsteigern zu tun hat und die Interns beziehungsweise deren Charakter symbolisiert und finden das super Klasse geil. Seriously? Seriously! Ihr denkt also, dass Shonda, als sie die Charaktere in ihrem Kopf erschaffen hat, daran dachte, dass Alex der Fels ist und Meredith ein Seil und George der Kleber und am Ende der der dritten Staffel kommen vier Bergsteiger und deren Verhalten spiegelt das Verhältnis der Interns untereinander wider? Macht jetzt mal einen Punkt! Das ist der größte Scheiß jenseits von George Bushs Regierungsstil! Und der ist schon grottenschlecht! Das einzige Stilmittel, das Krankenhausserien für eine Episode verwenden ist, die Patienten zu benutzen, um den Hauptcharakteren etwas vor Augen zu halten. Und wenn ihr denkt, dass Shonda da großes leistet, dann habt ihr noch keine gute Serie gesehen! Ich habe jedes Mal eine Gänsehaut wenn ich die dritte (oder die vierte? eher die dritte…) Folge von ER schaue. Ausgangssituation ist der Selbstmordversuch von Carol, unter dem Doug leidet, weil er sich die Schuld daran gibt. Jetzt kommt dieses ältere Ehepaar in die Notaufnahme. Sie ist dehydriert und ihre Lungen versagen so langsam. Der Mann will natürlich, dass alles für sie gemacht wird, auch wenn es heißt, dass sie die restlichen Tage ihres Lebens künstlich beatmet werden muss. Nachdem die Frau wieder wach wird, fragt Mark was sie will. Und sie entscheidet sich dafür, dass man sie sterben lässt. Der Mann ist natürlich untröstlich und am Ende der Szene umarmt sich dieses ältere Ehepaar. Die Kamera macht einen Schwenk und man sieht gegenüber das frisch vermählte junge Ehepaar. Und wenn das noch nicht genug ist. So nimmt die Geschichte ihren Lauf und Mark wird von der lustigen Hochzeitsparty weg gerufen (die man aufgrund einer Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus verlegt hat) und er beobachtet zusammen mit Doug, wie der ältere Mann seiner verstorbenen Frau ihr Lieblingslied singt. In dem Moment kommt ein schwenk auf die Manwhore Doug, der erkennt, dass es genau das ist, was er haben will und er kann über seinen Schatten springen und Carol am Ende der Folge endlich besuchen. Das ist eine gute, eine geniale Folge! Simple Mittel und man ist trotzdem zu Tränen gerührt.

Ich weiß nicht, was ich von Grey’s noch halten soll. Die Charaktere entfernen sich mehr von mir, als das ich mich groß für sie freuen, weinen oder über sie staunen kann. Sie sind eine Einheitsquotenmasse ohne Tiefgang. Habe ich Sympathien für Bailey? Ja. Hab ich sie für Webber? Ja. Aber der Rest? Schweigen im Walde. Aber um ehrlich zu sein, brauche ich für mich die Beziehung zu den Hauptcharakteren einer Serie. Als Buffy blah wurde, habe ich abgeschaltet. Jetzt ist Meredith für mich blah geworden. Der einzige Grund noch einzuschalten ist der, dass ich damals kein großer Fan von Sarah war, aber jetzt Ellen sehr gut leiden kann. Da sie sich nur auf Grey’s derzeit versteift und nicht wie andere in Filmen mitspielt, ist es mein einziger Weg, ihre Karriere zu verfolgen. Aber ob mich das im Herbst dazu bringt, wieder einzuschalten? Die Frage kann ich nicht beantworten. Nicht jetzt. Obwohl ich noch immer alles um diese seltsame dritte Staffel dreht, was Mist ist.

Blog Ende… Es ist kein happy Blog… es sind meine Gedanken, die ich seit dieser Nacht in meinem Kopf habe und hoffentlich jetzt endlich verbannen kann. Gleich kann ich mir das Staffelfinale von ER ansehen. Das letzte wie ich gehört habe. Aber 14 Jahre ER sprechen trotzdem eine eindeutige Sprache, dass es eine gute Serie war. Und Shonda? ER hat gezeigt, dass ich nicht so einfach abzuschütteln bin. Nach und nach haben meine Lieblingscharaktere die Serie verlassen, aber ich bin dabei geblieben. Ich habe mir den Tod von Lucy, von Mark und von Romano mehrmals angesehen und ich bin immer noch da. Ich habe zwar einmal kurz mein Vertrauen in die Serie verloren, aber die Autoren von ER haben gezeigt, dass man aus Fehlern lernen und zur ursprünglichen Erzählweise zurückgehen kann. Sie haben nicht ihr Gesicht damit verloren, sondern ihre Fans zurückerobert. Vielleicht solltest du doch auf die Fans hören, Shonda. Denn auch wenn es deine Serie ist. WIR machen sie zu einer Hitserie. Somit sollte unsere Meinung zählen. Aber was rede ich da. Ich bin nur ein TV Junkie, der schon viele Serien hat kommen und gehen sehen.